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Qou Vadis, schöne Welt?


 „Qou vadis“ schöne Welt?

Über und auch von Politik wollte ich ja nichts mehr schreiben, aber die momentane Situation lässt mich nicht unberührt. Also lasse ich die Tasten meines Keyboards mal so richtig toben...Ja, „Qou vadis“, wohin wird die Reise in Zukunft gehen. Was dürfen die Kinder meiner Kinder, und deren Kinder in Zukunft erwarten? Wenn ich zurückblicke und meine 83 Jahre an mir Revue passieren lasse, kann ich behaupten, dass ich eine schöne Zeit auf diesem Planeten habe. 1941 war ja nicht gerade ein besonders gutes Jahr, um auf diese Welt zu kommen. Doch habe ich die letzten fünf Jahre des Zweiten Weltkrieges überlebt, auch wenn ich oft des Abends hungrig in mein Bett geschickt wurde… Die Vertreibung aus der Heimat (Riesengebirge) habe ich und mein 5 Jahre älterer Bruder, in der Fürsorge unserer Mutter überlebt. Mein Vater war im Krieg, ich sah ihn mit 12 Jahren erstmals.

Meine Lehrzeit war alles andere als eine Vorbereitung auf den „Ernst des Lebens.“

Doch all dies ist Vergangenheit, wollte nur kurz daran erinnern, dass ich die Vergangenheit, nicht mit dem Jetzt, vergleichen möchte.

Doch was passiert zurzeit auf unserem Globus?

Ich suche nach einer Antwort, doch niemand ist in der Lage dies zu beantworten.

Die Meere verschmutzen, die Luft ist verpestet, unnütze Kriege, und die Menschen mögen sich selbst nicht mehr.

Als „Im Krieg geborener“ wollte ich nur darauf hinweisen, dass es alles schon gegeben hat.

Doch die Welt dreht sich weiter

Die letzten 80 Jahre war ich fast im Paradies, natürlich waren viele Entbehrungen und harte Arbeit mein täglicher Begleiter! Doch die nach 1990 geborenen dachten, sie seien im Paradies, doch so langsam erkennen sie, dass es ein Irrtum ist, so zu denken. Dadurch, dass diese Generation keinen Hunger oder größere Entbehrungen durchgehen mussten, wurden sie zu leichtsinnig mit der Freiheit. Die Erbschaften ihrer Eltern und Großeltern brachten vielen einen Geldsegen, welchen sie nicht erarbeiten brauchten. Man erkannte, dass es ohne Kinder, ein sorgenfreies Leben ist. Man erlaubte sich 3-mal im Jahr in Urlaub zu fliegen. Ein größeres Auto als das des Nachbarn, musste her. Ok, die Frau muss mit arbeiten! Oder will sie nur emanzipiert sein (Frei sein?) Der Lebensstandard darf nicht verloren gehen. Sind das alles Errungenschaften, welche das Leben der Menschen, so verändert haben? Geht es uns zu gut? Haben wir zu viel Geld zur Verfügung, dass wir uns zu viel „Unnützen“ Luxus erlauben, und somit die Umwelt zu sehr fordern?

Will man uns Bürger (Menschen) irgendwie zum Umdenken zwingen? Will man uns die Demokratie wegnehmen? Möchte man uns beweisen, dass wir nur zu Folgen haben? Sollen wir nicht mehr selbst denken dürfen? Sollen wir Bürger uns in DU hast Unrecht, Ich habe recht. Oder Schwarz ist gut, Weiß ist schlecht usw. aufteilen?

Es sterben täglich so viele Menschen an „Leerem Magen“ und an Kriegen. Ist der Egoismus des Menschen nicht das wahre Übel? Ich würde gerne in die nächsten kommenden 80 Jahre blicken…...Was würde ich da wohl sehen? Eine „Neue Weltordnung“? ………………………….

Ach, das waren nur mal so Gedanken zum Jahresende von 2023. Was erwartet uns im Jahr 2024

Viel Glück und Gesundheit in 2024


 

OMAS IN BRASILIEN...





       Einmal etwas andere "NACHRICHTEN"

Der Mensch kann nicht nur schlechte Weltnachrichten erfahren....

Der Sinai und Sharm el Sheikh

 Blick auf Sharks Bay und  Flughafen in den 1980er Jahren



 Wenn der Durst das Heimweh verdrängt

 Die "Maria Schröder" oder das, was noch über geblieben ist




Picknick auf dem Sinai



Nachtlager am "Split-Rock" Sinai

Der "Küchenchef" bei der Arbeit


Der Suezkanal am Sinai

Es folgen noch mehr Fotos, also bleib dran...


 

Jordanien, etwas anders


           Blick auf Akaba/Jordanien im Jahre 1984

                           Meine Jordanische Fahrerlaubnis

 


 

        Hier in der Bar "Omar Sharif"


       Das ergibt einige Suschima/Suschi. Natürlich selber gefangen.

            Melonen Ernte in Wadi Rum 

     Kleiner Ausflug in Wadi Rum hier Phosphatzug nach Akaba 

 



    Hin und wieder hat man ja auch Hunger 

 


 Die Nabetäer Felsen Stadt Petra

Diese Torte wurde zum 50. Geburtstag für König Hussein in den Sommerpalst in Akaba geliefert  

   Dies ist eine Speisen und Getränke Karte vom Restaurant in Akaba/Jordanien

 


 

                          Dies ist ein Artikel aus "Bild am Sonntag"

All dies kannst Du in meinem Buch , "Mein Traum frei zu sein"lesen


 







Meine Zeit in Jordanien

Mein "Saudi-Truck" zum Rohölfahren von Baghdad nach Akaba


 
 
       Die wilde Zeit in Akaba/Jordanien 
Von 1980 bis 1984 war meine Zeit in Akaba/Jordanien, 
Vom Truckdreiver über Camp-Manager bei MAN zum Restaurant-Besitzer
Hier kommen noch sehr schöne Erinnerungsfotos. 
Also bleib dran und schau ab und zu mal rein....
 

128 Tote und das Ende einer "Feinen Lady"

 

           Die "TSMS LAKONIA" 1962 er Bord-Postkarte

        128 Tote und das Ende einer "Feinen Lady"

Es war der Abend des 22. Dezember 1963 - auf den Tag genau einen Monat nach Kennedys Ermordung und ein Jahr, nachdem ich die Beatles im Star-Klub getroffen hatte. Ein riesengroßer Weihnachtsbaum erstrahlte in seinem schönsten Kleid aus Lametta und bunten Lichterketten. Im Ballsaal herrschte eine fantastische Stimmung und die Band war bis auf das Küchendeck zu hören. Es wurde getanzt, gegessen und getrunken. Das Feinste vom Feinsten war diese Nacht als Buffet gekommen. Es fehlte an nichts. Für das Küchen- und Servicepersonal war der Feierabend gerade eingetreten und jeder war froh, den Tag überstanden zu haben. Die Schlacht war vorüber und die Gäste hatten wieder einmal gewonnen. Die Küche war aufgeräumt und der Müll im Meer verschwunden. Die Vorbereitungen für den nächsten Tag waren auch schon parat und warteten auf den Morgen. In meiner Kabine konnte ich noch keine Feierabendstimmung fühlen und so ging ich noch einmal auf das Mannschaftsdeck, um die herrliche frische Luft einatmen zu können. Da es doch schon ein bisschen kühl war, hatte ich mir meine lange Jeans und eine Windjacke angezogen. Eigentlich wollte ich einen Brief und Weihnachtsgrüße an meine Eltern schreiben, doch ich verschob es auf den nächsten Tag. Hauptsache war, dass ich den Brief auf Teneriffa wegschickte, sonst würde er vielleicht erst zu Ostern in den Besitz meiner Eltern gelangen.

Doch auf Weihnachtsgrüße mussten meine Eltern dieses Jahr verzichten, denn ich kam nicht mehr dazu, sie zu Papier zu bringen. Obwohl es schon sehr spät war, standen und saßen auch noch andere Kollegen da, die wohl auch keinen Schlaf finden konnten. Der klare Himmel, die strahlenden Sterne und die leichte Brise von Backbord kommend musste man einfach genießen. Das leichte Vibrieren der Maschine wiegte einen in einen geborgenen, sicheren Zustand. Man hatte das Gefühl, dass diese vielen Tausend Pferdestärken im Leib des Schiffes nichts aufhalten könnte. An und für sich sollte ich in meine Koje gehen, denn der morgige Tag sollte wieder ein harter Tag werden. Wir mussten dann vieles für das Weihnachtsdinner vorbereiten.

                                

Was wohl meine Eltern zu Weihnachten essen würden? Ich war mir sicher, dass am 24., also an Heiligabend, Würstchen mit Sauerkraut und Grabrotscheiben auf den Tellern waren. Oder Mutter war besonders gut gelaunt, dann machte sie sich die Arbeit und stellte einen Kartoffelsalat der ganz besonderen Klasse her. Die gekochten Kartoffeln, die hart gekochten Eier, Fleischwurst, eingelegte Gürkchen, angebratenen Speck, Zwiebel und etwas Knoblauch wurden in kleine Würfel geschnitten, echt kleine. Dann wurde gewürzt und die selbst gemachte Mayonnaise kam dazu und alles wurde leicht vermengt. Dazu gab es dann die heißen Wiener oder Frankfurter, die mir besser schmeckten, da sie angeräuchert waren.

In meine Gedanken versunken, nahm ich plötzlich das Signal für Feuer wahr. Oh Mann - die Leute auf der Brücke konnten sich wohl nichts Dämlicheres einfallen lassen, als einen Feuerdrill nach so einem anstrengenden Tag zu starten. Vielleicht wollte ein Offizier oder gar der Kapitän einigen Passagieren imponieren und die Macht, die er über das Schiff und die Besatzung hatte, zeigen.

Nach dem Motto: Zu jeder Zeit der Mannschaft befehlen. Doch schon kam die Stimme des Kapitäns aus den Lautsprechern, dies sei keine Übung, es wäre ein Ernstfall und jeder sollte auf seine Feuerstation gehen. Diese Durchsage kam immer wieder und in griechischer Sprache, nicht auf Englisch. Man wollte die Passagiere nicht verängstigen. Soviel Griechisch verstand ich schon. Und wer es nicht in Worten verstand, merkte es bald am Ton der Durchsage oder an der Hektik der griechischen Besatzung, dass da etwas Außergewöhnliches im Gange war. Seitdem ich auf der „Lakonia“ war, gab es noch keinen Nachtdrill, also musste wirklich etwas passiert sein und ich sollte mich auf meine Station begeben. Ich wusste, dass der Kapitän persönlich die einzelnen Stationen abging, um auch sicher zu sein, dass jeder auf seinem Posten war.

So schnell es möglich war, lief ich den Niedergang und die nächste Treppe hinab und gelangte zu meiner Feuerstation. Jetzt kam wieder diese schrille Glocke und die Stimme aus dem Lautsprecher, aber dieses Mal auch auf Englisch. Alle Crew-Mitglieder sollten auf ihren Stationen

bleiben und auf weitere Anweisungen warten. Die Griechen aus dem Maschinenraum und die von Deck, die mir entgegenkamen, konnten mir auch nicht sagen, was wirklich los war. Meine Aufgabe war es, dieses schwere Stahlschott von Hand zu schließen. Dafür musste ich eine Kurbel von der Wandhalterung nehmen und sie in die dafür vorgesehene Öffnung stecken und im Uhrzeigersinn drehen, bis sie völlig geschlossen war. Es war eine ganz einfache Aufgabe mit einem enormen Effekt. Solche Stahltüren, also Schotten, gab es eine Menge auf dem Schiff, und wenn diese geschlossen waren, hatte das den Sinn, dass das Schiff in einzelne Segmente aufgeteilt war und Wasser oder ein Feuer keine Chance hatten, sich zu verbreiten.

Nur hatte es auch den Nachteil, dass eventuell keiner rauskommt, der sich noch innerhalb des geschlossenen Teils befand. Und hier, bei meiner Tür, gab es noch ein ganz anderes Problem: Meine Tür ließ sich nicht einen Zentimeter bewegen. Ich versuchte immer wieder meine Kurbel zu drehen, aber die Tür bewegte sich keinen Millimeter. Der Verzweiflung nahe untersuchte ich, warum das so war. Das Ergebnis machte mir Angst! Die Tür hatte eine Art Zahnrad. Am Boden und im Oberteil der Tür war eine Schiene, in der die nötigen Zacken waren, um die Tür schließen zu lassen. Durch das Drehen der Kurbel bewegte sich normalerweise das Zahnrad, die Zähne fassten, die Tür ging zu. Ich sah aber, dass die Mechanik nicht funktionieren konnte, weil die so wichtigen Zahnräder und die Schienen mit Farbe zugekleistert waren. Die Seeleute, die für das schöne Aussehen der „Lakonia“ verantwortlich waren, hatten immer nur Farbe aufgetragen und wieder Farbe, bis die Zahnräder total zugelaufen waren.

Das ganze Schiff war immer nur mit weißer Farbe angemalt worden, von innen wie auch von außen - und das rächte sich jetzt! Sollten wir wirklich ein Feuer an Bord haben, dann gute Nacht! Die vielen Farbschichten würden eine gute Nahrung für das Feuer sein.

Wieder kam die Aufforderung, dass die Besatzung auf ihren Posten bleiben sollte. Dafür wurden die Passagiere gebeten, sich ohne Panik zu ihren „Meeting Points“ zu begeben, um sich die ausgeteilten Schwimmwesten anzulegen. Was sollte ich hier unten noch tun? Hier war es sinnlos auf weitere Order zu warten, ich musste nach oben. Vielleicht brauchte man mich an einer anderen Stelle. Also versuchte ich auf die oberen Decks durchzukommen, was sich als sehr schwierig herausstellte, denn einige dieser Schotten waren tatsächlich zu. So musste ich manchmal wieder zurück, um weiterzukommen.

Ich traf einen Deckoffizier, der von dem Schotten-Dilemma wusste und uns, die nicht genau wussten, was zu tun war, den Rat gab auf das Bootsdeck zu gehen und unsere Notfallposition einzunehmen. Hier hatte ich die Aufgabe, den Passagieren zu helfen und sie zu betreuen.

Die „Lakonia“ war mit 24 Rettungsbooten ausgerüstet und diese konnten 1500 Personen fassen. Diese Berechnung galt natürlich nur, wenn das Schiff keine Schlagseite hatte und alle Boote zu Wasser gelassen werden konnten. Doch wenn das Schiff eine starke Kränkung hat, kann man nur die Hälfte zu Wasser bringen. Meine Station war bei Boot Nummer 9, das ziemlich weit hinten war. Das hieß, ich hatte es nicht weit, konnte aber durch die Küche, um nach oben zu gelangen. In der Küche herrschte ein Chaos hoch drei. Küchenpersonal, Matrosen, Maschinenpersonal und Passagiere versuchten so viel in ihre Taschen zu stecken, wie es nur ging. Sie bedienten sich der Vorräte, die für den nächsten Tag bestimmt waren. Hatten diese Menschen nur Essen im Sinn? Es gab andere Probleme, die in einigen Köpfen noch nicht angekommen waren - vielleicht auch besser so. Denn Panik verbreitete sich inzwischen auf dem ganzen Schiff. Die Situation verschlimmerte sich, denn nun kam der Rauch durch die Gänge und brachte noch mehr Aufregung unter die Passagiere und auch unter manche Besatzungsmitglieder.

Die Stimme aus dem Lautsprecher wies immer wieder darauf hin, dass es genug Platz in den Booten gäbe und nur durch ein umsichtiges Vorgehen ohne Panik alle in die Boote kämen. Der Trieb in einem ist wohl stärker als die Vernunft. Menschen in Panik reagieren nicht besonnen, da möchte jeder der Erste sein, auch wenn er gar nicht weiß, wo er hin will. Die Nachricht, dass Feuer auf dem Schiff ausgebrochen sei, machte es nicht leichter, die Leute zu kontrollieren.

Fast alle Passagiere waren Engländer und die Besatzung Griechen, außer dem Küchen- und Servicepersonal. Die Griechen sprachen kein Englisch, also musste das Servicepersonal die Kommandos an die Passagiere weitergeben. Offiziere versuchten, sich mit Trillerpfeifen Gehör zu

verschaffen, doch es war zwecklos. Das Durcheinander wurde immer größer. Inzwischen war ich auf meinem Deck angekommen und versuchte mit meiner Stimme jeden zu übertönen. Die Rettungsboote hingen noch alle in ihren Davids und die Seeleute waren damit beschäftigt, die Abdeckungen zu entfernen.

Wie von Sinnen stürzten sich Passagiere in die noch nicht frei hängenden Boote. Es waren zu viele in einem Boot. Auf die Order, dass einige aussteigen sollten, reagierte niemand und so nahm dieser Fehler die Ersten mit in den nassen Tod. Die Seeleute an den Winschen taten, was sie tun mussten, sie hievten das Boot über die Schiffskante, um es herunter lassen zu können. Entweder brachen die Schekel der Bootsaufhängung oder die Seile, mit denen die Boote an den Davids hingen. Eine Seite des Bootes verlor die Halterung und es kippte nach unten. Doch die andere Seite hielt, somit kippte das Boot nach vorne und die Menschen fielen alle ins Wasser. Das Heck des Bootes hing noch an einem David. Ein Aufschrei des Entsetzens kam aus den Kehlen der Umstehenden, dann eine Weile völlige Ruhe und wieder Angstschreie und ein Durcheinander der sich drängelnden Menschen. Einige Frauen waren in Abendkleider oder Bademäntel gehüllt. Männer schubsten und versuchten, eine bessere Position an den Booten zu bekommen. Manche versuchten, an hängenden Strickleitern oder nur an einfachen Tampen an der Bordwand hinab zu gelangen. Andere wiederum sprangen in Panik einfach über Bord, weil sie den Booten nicht mehr trauten. Aber auch das war ein tödlicher Fehler!

Die Rettungswesten waren an Bord als Genickbrecher bekannt, denn sie waren aus dicken Korkplatten in Westenform. Wenn man von so hoch oben ins Wasser sprang, verschoben sie sich nach oben und knallten unter das Kinn. Dieser Schlag verschob den Kopf mit Gewalt nach hinten und dabei brach das Genick. Man musste die Weste in der Hand behalten und springen, doch niemand hatte den Passagieren diese Art der Lebensrettung erklärt. Es war traurig zu sehen,  wie so viele Menschen sterben mussten. Das war doch Wahnsinn und unnötig! Ich konnte es nicht verhindern. Inzwischen waren fast alle Boote im Wasser und die Menschen von Bord. Das hieß aber nicht, dass alle gerettet waren. Ich sah unten im Wasser noch einige, die sich bemühten auf ein Boot zu kommen oder sich an einem Boot festzuhalten. Auch waren leblose Körper zu sehen.

Die „Lakonia“ hatte nun schon merklich Schlagseite und der Brand breitete sich aus. Einige von der Besatzung bemühten sich, noch zögernde Passagiere zu bewegen, von Bord zu gehen. Wenn nötig mit Gewalt. Doch das Feuer zwang auch diese letzten, ob sie wollten oder nicht. Einige Offiziere und Mannschaftsmitglieder waren noch an Bord, doch auch wir mussten das Schiff verlassen, da die allerhöchste Gefahr einer Explosion bestand. Irgendwo hatte ich meine Rettungsweste abgelegt, doch nun fand ich sie nicht mehr. Egal, ich musste von Bord. Das war eine Anordnung vom Kapitän, der nun bei uns stand und sehr verzweifelt aussah. Diese Verantwortung konnte ihm keiner abnehmen, da musste er durch. Entweder er schafft es oder er geht daran zugrunde, wie sein Schiff garantiert auf den Grund gehen wird. Ich ließ die Männer - ich glaube alles Offiziere - allein, kletterte über die Brüstung und an einem Tampen, der mit dicken Knoten versehen war, um besseren Griff zu haben, nach unten. Dann sah ich, was mich ein Leben lang verfolgen soll, durch das Bullauge sah ich:Die Kinder in der brennenden Kabine.  

 Hier lag ich also auf einem treibenden Reparaturfloß und erwachte aus meinem ohnmachtsähnlichen Traum. Mein ganzes bisheriges Leben war wie ein Film an mir vorüber gezogen. Und ich fühlte mich entsetzlich. Niemand war bei mir. Ich hatte Sehnsucht nach meiner Mutter.  Die Realität holte mich aus meinen tranceähnlichen Zustand zurück und signalisierte mir, dass ich mich konzentrieren solle. Ich erkannte einen Schatten in der untergehenden Sonne. Ein Schiff – es kam auf mich zu. Meine Chance gerettet zu werden? Ich sah nun das Schiff ganz klar. Doch sahen die auf dem Schiff auch mich?!!

Ja - man sah mich. Und holte mich und mein lebensrettendes kleines Floß mit einem Ladebaum an Bord! Ich registrierte noch die an Deck geladenen afrikanischen Edelholzstämme, dann verließen mich die Kräfte und es wurde Nacht in meinem Kopf.

Gegen Mitternacht erwachte ich und brauchte eine lange Zeit, bis ich begriff wo und warum ich hier in einer fremden Kabine aufwachte. Ich gewann einen Überblick und suchte den Weg zur Brücke, weil auf einem Schiff immer jemand dort sein muss.

Ein Offizier und ein Rudergänger waren auf der Brücke. Man brachte mir einen großen Becher Kaffee mit so viel Zucker, wie ich sonst das ganze Jahr nicht nehme. Der Kaffee schmeckte scheußlich und war schwarz wie meine Seele - aber stark wie ein Orkan. Der Sprache nach musste ich auf einem arabischen Schiff sein.

 Inzwischen hatte man wohl den Kapitän geweckt und der war nun auch auf der Brücke. Unser Gespräch verlief auf Englisch. Jetzt war ich derjenige, der auf viele Fragen antworten musste. Man ließ mich wieder in die Kabine, es war die Lotsen-Kammer, in der ich schlafen durfte. Am nächsten Tag musste ich noch einmal alles erzählen und ein Offizier machte Tonbandaufnahmen. Auf die Frage, warum auf der „Lakonia“ dieses Unglück passierte, konnte ich nichts sagen. Meine Retter und ihr Schiff kamen aus Marokko, aus Casablanca, wo wir jetzt auch hinfuhren.

Als der Kapitän in der Unglücksnacht von unserem Funker hörte, was passiert war, änderte er seinen Kurs. Er wollte zur Unglücksstelle fahren um zu helfen. Ein Flugzeug hatte mein Floß gesehen und ihm die Position durchgegeben. Und nun würden wir am nächsten Tag in Casablanca sein.

Der deutsche Konsul mit einheimischer Obrigkeit wartete auf mich und die Fragerei hörte nicht auf. Ich liebe Bürokratie- hier in diesem Fall war es Bürokratie in Vollendung!

Aber was sein muss, muss eben sein! Am dritten Tag hatte ich einen Ersatzpass, ein Flugticket nach Frankfurt, Geld für eine Zugfahrt nach Bremerhaven und Taschengeld.

 

       Bei „Trans-Ozean“ war die Hölle los. Trotzdem bekam ich Vorschuss auf meine Abrechnung. Meine Entschädigung war nicht so hoch, wie sie hätte sein müssen, um meinen Sachschaden decken zu können. Wie bei den Fluggesellschaften, so gibt es auch hier einen Pauschalbetrag, egal wie viel man wirklich an Verlust hatte. Doch meine privaten Dokumente, wie Zeugnisse und Ähnliches, musste ich mir selbst wieder beschaffen.

Inzwischen erfuhr ich durch Presse und Telefonate, was wirklich auf der „Lakonia“ passiert war. Die See-Gerichtsverhandlung stand noch bevor. Aber fest stand, dass 1020 Seelen an Bord waren, davon waren 130 Tote zu beklagen. Die Anzahl der Verletzten war noch unklar. Das Feuer war vermutlich im Friseursalon entstanden, durch eine wackelige Steckdose seien Funken an eine Haarspraydose gekommen und diese wäre dadurch explodiert. So, oder so ähnlich soll es gewesen sein.

Ich wollte aber nicht so oft an das alles erinnert werden. Ich hatte die nächsten Wochen mit mir selbst viel zu tun, damit ich wieder in Balance kam. Oft wachte ich nachts total in Schweiß gebadet auf, weil ich die Gesichter der Kinder vor mir sah. Es waren nur Sekunden, die sich in meinem Gehirn festgesetzt hatten, doch diese Sekunden reichten, um mich viele Nächte zu quälen und mir den Schlaf zu rauben.

Notgedrungen hatte ich bei meinen Eltern Urlaub, um meine verloren gegangenen Papiere wieder zu beschaffen. Auch Unterwäsche und andere Anziehsachen mussten wieder gekauft werden. Das Entschädigungsgeld reichte nicht einmal für die halbe Neuausstattung. Alles andere wie Radio, Tonbandgerät, Schreibmaschine und Kameraausrüstung gehörte nicht zu einer Seemannsausstattung. Dafür gab es kein Geld, es sei denn, man hatte seine Habe privat versichert. Natürlich hatte ich das nicht – wer rechnet schon mit einem Schiffsuntergang. Dies ist ein Blick ins Buch: "Mein Traum frei zu sein"

Die Abenteuer hören nicht auf....werfe mal einen Blick ins Buch....




 




Die Überland-Reise nach Ceylon

 

            Der treue 230er Mercedes-Benz und meine Ceylonesische Frau.

            Die Reise begann 1969 in Frankfurt(Main) und endete 1972 auf 

              der Rückreise an der Türkisch-Griechischen Grenze


                      Hier nun eine Episode zum Thema Persien (Iran) aus meinem Buch…………...

……………...Bis Macu fuhren wir noch, dann war für zwei Tage eine Ruhezeit für Auto und Passagiere angesagt. 

 


             Die Iranische/Persische Flagge zu Schahs Zeiten.

Dieses kleine Städtchen direkt hinter der Türkischen Grenze hatte alles, was wir brauchten.

Das Auto bekam vier neue Reifen, der beste alte Reifen wurde zum Ersatzrad und ein komplettes zweites Reserverad kam dazu. Ein neuer Dachgepäckträger wurde montiert. Ferner wurden Öl und Filter gewechselt, die Klimaanlage mit fehlendem Kühlmittel aufgefüllt, das Wasser im Kühlsystem erneuert und die Hinterachse bekam zwei neue Stoßdämpfer. Ich wunderte mich, dass all diese Sachen zu haben und nicht viel teurer als in Deutschland waren. Die zwei Reserveräder kamen auf den neuen Dachgepäckträger. So hatte ich mehr Platz im Kofferraum und bei einer Reifenmontage brauchte das Gepäck nicht ausgeladen zu werden, um an das Reserverad heranzukommen.

Von Macu aus empfahl man mir die längere Strecke über Teheran und Qom zu nehmen, doch ich wollte die kürzere fahren, vorbei an einem See und dann immer an der irakischen Grenze vorbei nach Urmira, Bachtaran, Ahwas, Shiraz, Abadan und Korramschar. Und so fuhr ich die nicht so schöne Strecke.

Ich musste ein besonderes Geschick haben, um garantiert die schlimmste Route zu fahren, die einsamste und wohl auch die gefährlichste Strecke, die wohl in ganz Persien zu finden war. Genau diesen Teil von Persien musste ich mir aussuchen, um zu einem Hafen zu gelangen, schön blöde!

 

  

         Die nur im Iran gefahrene Strecke.. Mako ---Zahedan
 

Die Strecke führte vorbei an der irakischen Grenze, über steile Bergkämme, durch ausgetrocknete Wadis, über Brücken, die nur aus zwei dicken Bohlen bestanden, die dann auch nur auf Lastwagenbreite ausgelegt waren. Wir fuhren an einem See vorbei und über Straßen, die man erst einmal unter einer dicken  schicht Pulverstaub  suchen musste. Auf manchen Strecken mussten Dieter oder ich vor dem Auto hergehen, um den Weg unter dem Staub zu ertasten. Mit den Füßen erfühlten wir, ob etwa größere Steine oder Felsbrocken im Staub lagen. Alles war mit einer dicken Staubschicht überzogen, unser Haar zerzaust und verfilzt, im Auto alles verstaubt - es war, als ob man in einem riesengroßen Mehlbottich fahren würde. Aber auch dieses Stück Weg hatte ein Ende.

In Bachtaran fand ich ein für uns einigermaßen geeignetes Hotel. So, wie die letzten Hunderte von Kilometer waren, so sah auch dieses kleine Städtchen aus, einfach öde. Die Menschen hier hatten garantiert noch keinen Touristen gesehen, außer, sie waren schon einmal in ihrer Hauptstadt gewesen, was ich sehr bezweifelte. Doch es gab Wasser und fantastisches Essen. Da ich einige Brocken persisch sprechen konnte, bestellte ich erst einmal „Ob“, das ist Wasser. Dann „Djelou Khabab“, das feine Lammfilet mit gedämpftem Reis und einem großen Klecks Butter darauf; eine Menge „Nane Lavash“, leckeres Brot, auch „Taftoon“ genannt, und zwei ganze „Morgh“, Hähnchen. Nach der langen, strapaziösen Fahrt hatten wir dieses paradiesische Essen verdient. Von meinem wenigen Persisch waren die Leute beeindruckt und wir hatten eine große Menge Fans, die uns ständig bestaunten, als ob wir von einem anderen Stern wären. 

Schon am nächsten Tag machten wir uns auf die Weiterfahrt, um nach Abadan zu kommen. Wir erreichten unser vorläufiges Ziel und ich machte mich auf die Suche nach einem Hotel. Wohlweislich wollte ich nicht in ein gewisses Hotel, das ich bereits aus meiner Seefahrtzeit kannte und schöne Erinnerungen damit verband. Ein kleineres, nicht so nobles Haus, war für uns auch gut. Wichtig aber war, dass der Schiffsagent den Mercedes nach Colombo verschiffen konnte.

         (Foto: Credit dem Unbekannten Fotografen)
 

Nach drei Tagen und dem Besuch sämtlicher Agenturen hatte ich auch hier die Gewissheit, dass es keine Möglichkeit gab, das Auto zu verschiffen. Was nun? Jetzt war ich wirklich am Ende meiner Weisheit angekommen, ich wusste nicht mehr weiter. Auch wurden Geld und Reiseschecks immer weniger! Ob das Auto und wir jemals in Ceylon ankommen würden? Ich hatte große Zweifel, denn wir waren nun schon in der sechsten Woche unterwegs und nicht einmal die Hälfte bis zu unserem Endziel hatten wir geschafft. Sollte ich alles vergessen, zurück nach Teheran fahren und das Flugzeug nehmen? Nein, ich hatte mir in den Kopf gesetzt, dass ich mit dem Auto nach Ceylon fahre, also ich würde es tun. Chitras Mutter sagte schon lange nichts mehr, auch Dieter wurde immer stiller. Meiner kleinen Tochter ging es wunderbar, was ich nicht gedacht hätte. Aber auch mein Elan schwand so ganz allmählich dahin. Nach einer lang anhaltenden Krisensitzung beschlossen wir, weiterzufahren.

 

Unser nächstes Ziel war nun die Hafenstadt Karatschi in Pakistan. Auf meiner Landkarte war es sehr einfach: Wir müssten immer nur nach Osten fahren und kämen automatisch nach Pakistan. Die eingezeichneten Straßen waren zwar nicht als Autobahn markiert, sondern eher als Kamelpfade, doch das störte mich wenig. Denn schlimmer als dort, wo wir schon überall waren und durchgefahren sind, konnte das Kommende nicht werden.

Also beluden wir wieder unser Auto und machten uns für die Weiterfahrt bereit. Dieter und ich wechselten uns, wie schon in den letzten Wochen, mit dem Fahren ab. Chitra war mit der Kleinen beschäftigt und Nancy hörte immer wieder ein und denselben Song von einer Kassette. Auch ansonsten war die Fahrt sehr langweilig.

 

Der Tod lauert in der persischen Wüste

 

   

     (Foto: Credit dem Unbekannten Fotografen)

Ein Kanister mit zwanzig Liter Wasser, ein weiterer mit zehn Litern Benzin und eine Fünf-Liter-Ölkanne, das war unser kostbarstes Reisegepäck. Alles andere waren Klamotten, die so verstaubt waren, dass man sie vor dem Anziehen erst mal kräftig ausklopfen musste. Dann war da noch eine Wolldecke. Wenn sie nicht gebraucht wurde, saßen die Damen darauf, ein Fünf-Liter-Trinkwasser-Kanister zwischen den beiden Frauen, rechts und links Lebensmittel gepackt und hinter der Sitzbank die Windeln und Sachen für meine zweijährige Tochter. Man hat die Vorstellung, so ungefähr würden wohl Zigeuner herumreisen. Doch im Vergleich zu uns waren Zigeuner gut organisierte, reinliche Leute. Gut, sie waren ein Reisevolk, aber so einen Saustall, wie wir in unserem Mercedes hatten, konnte man in keinem Zigeunerauto finden. Auch wie wir aussahen, nach sechs Wochen quasi im Auto lebend, unrasiert und fern der Heimat...

Ich schaute mir auf meiner Landkarte den Weg nach Karachi an. Man musste doch nur diesem feinen Strich auf der Landkarte folgen, dann kam man nach Karachi. So dachte ich. Von Abadan über Bushier, Shiraz, Bander-Abbas, Jaak, Ghogh weiter nach Bahaor – und der nächste Ort, Guador, war schon in Pakistan. Von dort aus nach Karachi. In Jah und Chah-Bohor war ich schon. Das sind ganz kleine Häfen, wo es Eisenerz gibt.

Auf der „Arsterturm“ hatten wir auf Reede gelegen und mit Lastkähnen kam das rostig aussehende Erz an Bord. Mennige, eine Eisengrundierfarbe, machte man davon. Die Leute trugen das Zeug in Bast-Körben auf ihren Köpfen. Sie balancierten über Planken und schmissen es in unsere Ladeluken. Einmal hatten wir auch eine ganze Ladung Trockenfisch und Knoblauch von Bushier nach Kalkutta geladen. Kein Mensch kann sich diese Sauerei vorstellen. Der Trockenfisch kam in die Ladeluke und durch das Vibrieren des Schiffes wurde das Zeug irgendwie zusammen gerüttelt und gequetscht, sodass noch Flüssigkeit aus dem Fisch kam. Es entstand sozusagen eine Lake. Der Gestank war entsetzlich. Haben Sie schon einmal toten Fisch gerochen? Hier waren es ca. 500 Tonnen, die eine stinkende Brühe verursachten und dann noch der Knoblauch... Nicht genug damit, es kamen auch noch die Maden auf den Plan. Auf dem ganzen Schiff waren Maden! Der Bootsmann ließ einen Wall vor die Mannschaftskabinen mauern. Alle zwei Stunden wurde das Deck mit Seewasser abgespritzt. Ich erinnere mich noch sehr gut, bis Kalkutta waren die Maden alle fort und der Trockenfisch mit der Brühe wurde ausgeladen. Vielleicht hatte Mutter Theresa die Ladung bestellt.

Egal, es waren nur ein paar Gedanken an vergangene, schöne Zeiten. Hier war jetzt die Gegenwart und wir waren unterwegs nach Karachi. Bis Shiraz und nach Bander war die Straße im guten Zustand und der Verkehr war auch in Ordnung. Wir fuhren Tag und Nacht, bis wir nach Bander Abbas auf kleinere Straßen gelangten. Jask war das letzte Örtchen mit festen Straßen. Das heißt, der Grader fuhr regelmäßig und ebnete die so gebaute Fahrstraße immer wieder frei von Rillen.

Es ging sehr oft Hunderte Kilometer über Waschbrett-Pisten. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass unser 230er Mercedes, Baujahr 1964, auseinanderbrechen würde - ganz einfach „knack“ und wir würden dann auf dem Schotter enden. Aber er hielt. Ich will nicht prahlen, aber ich hatte da ein Stück deutsche Wertarbeit unter meinem Hintern.

Dieter zeigte ich noch einmal die Karte und erklärte ihm, dass er sich nur auf der größeren Piste halten müsse und nach Chaka-Bahor fragen sollte, wenn er nicht weiter wüsste. Ich verspürte eine verdammte Müdigkeit, da ich den ganzen Tag gefahren war. Wenn es dunkel würde und er die Strecke nicht mehr erkennen könnte, sollte er stoppen und schlafen.

Ich wurde wach, weil wir anhielten. Es war stockdunkel, der Motor war aus und eine Stille, die nur durch Dieters Fluchen übertönt wurde. Was ist? Wo sind wir? Warum halten wir hier? Dieter saß hinter dem Steuer und rührte sich nicht. Was ist los? Wie spät ist es? Ich schnauzte Dieter an. Allmählich kam wieder Leben in ihn und er erklärte mir, dass er Mist gebaut hatte. Er wusste nicht, wo wir waren und der Tank war leer. Ich wollte den Reservesprit in den Tank schütten, aber das hatte Dieter schon unterwegs getan. Jetzt brüllte ich Dieter an. Wieso war er so lange gefahren?! Warum hatte er mich nicht geweckt?! Er erklärte mir, dass er eine einigermaßen gute Piste gefahren war. Doch dann wäre da plötzlich eine Mauer auf dem Weg gewesen und ein verlassenes Dorf mit verfallenen Häusern.

Es musste viele Jahre nicht geregnet haben, denn die Fahrspur endete vor einer Mauer aus Lehm. Dahinter ging sie weiter. Dieter wollte das Hindernis umfahren und merkte nicht, dass er auf eine neue Spur kam und dieser folgte, bis das Benzin alle war. Er hatte den Ehrgeiz, bis zum nächsten Ort, also nach Choha-Bohor, zu fahren. Keine Menschenseele war unterwegs, die er eventuell hätte fragen können. Er fuhr, bis auch diese Fahrspur zu Ende war und dann auch der Sprit.

Es war kurz vor Mitternacht. Er war also acht Stunden gefahren. Das Benzin konnte doch noch nicht alle sein! Auch wenn ich es nicht glauben wollte, es war so. In diesem Gelände hatte unser Benz ganz schön Durst.

So gut es ging, schliefen wir den Rest der Nacht, Dieter und ich im Freien und die Frauen im Wagen. Auch Liegesitze im Mercedes geben nur bedingt einen gewissen Komfort. Noch vor Sonnenaufgang waren alle wach.

Den Sonnenaufgang in der persischen Zagros-Wüste muss man nicht unbedingt erleben. Es gibt schönere Orte, um einen Sonnenaufgang zu genießen. Aber ein Schauspiel war es doch. Bekanntlich geht die Sonne im Osten auf, in unserem Fall sollte das also Richtung Karatschi sein. Unsere Fahrtrichtung war aber gegen Westen. Die Sonne ging hinter uns auf, nicht vor uns. Das besagte, dass unser Auto in die falsche Richtung zeigte. Auch Dieter war das jetzt klar. Die Sonne stieg immer höher und es wurde auch immer heißer. Dazu waren wir in einer Ebene ohne Bäume oder große Sträucher. Nicht einmal die kleinste dornige Akazie war zu sehen. Kein Vogel, keine Wüstenmaus, kein Skorpion, nichts. Vielleicht kamen ja etwas später die Geier!

Ich machte mir Sorgen, große Sorgen. Die Weiber geiferten, die Kleine heulte, Dieter fluchte und ich saß da, im Sand und überlegte, was wohl jetzt am Wichtigsten wäre. Kein Mensch würde uns suchen, weil uns keiner vermissen würde.

Erst einmal die Decke raus und ein Zelt gegen die Sonne bauen, Wasser und Essen sicher unterbringen und gegen Insekten und Sonne schützen. Kein Wasser mit Waschen oder andere Hygiene vergeuden. Mit zwanzig Liter Wasser konnte man zwei bis drei Tage auskommen. Dosen-Essen sowie Naan-Brot und Obst hatten wir auch noch. Aber dann? Man kann einen Benz nicht durch diese Geröllwüste bis zur nächsten Tankstelle schieben. Und laufen? Wohin denn? In welche Richtung, Osten, Westen, Norden? Süden war zwecklos, denn da war schon der Golf von Oman oder das Arabische Meer. Der Persische Golf war schon hinter uns. Es war inzwischen Mittag und sehr heiß.

Der Abend kam, es wurde dunkel und uns wurde immer flauer. Ich hatte Angst, nicht vor der Dunkelheit oder vor irgendwelchem Getier, auch nicht vor Räubern, denn die wären uns willkommen gewesen. Was hätten die schon von uns holen können? Wir aber hätten von ihnen Benzin mitnehmen können. Wie viel bräuchten wir, fünf, zehn oder zwanzig Liter?

Wir aßen, tranken und wanderten in der sternklaren Nacht in der Wüste herum. An Schlaf dachte wohl niemand und kalt wurde es auch. So sammelten wir Gebüsch, Äste, getrocknete Dornenbüschel von irgendeinem Gestrüpp und alles, was irgendwie brennen würde. Man sollte nicht glauben, was man alles an Wurzelzeug und Kleingebüsch findet, sogar dickere alte Äste waren dabei, manche schon versteinert.

Höchstwahrscheinlich war auch hier einmal Wald.

Das Feuer wärmte uns. Ich zeigte in die nördliche Richtung und fragte die anderen, ob sie auch ein Licht, dort - ganz weit weg, sehen würden. Ich löschte das Feuer, um besser sehen zu können. Doch keiner sah ein Licht. Ich aber war mir hundertprozentig sicher, ich hatte ein Licht gesehen, ungefähr so, wie ein Leuchtfeuer, was ganz weit weg ist. Aber nur für einen kurzen Moment war dort ein kurzes Aufblinken. Hatte ich schon Halluzinationen? Ich wusste, dass man in der Nacht keine Fata Morgana sehen konnte. Aber vielleicht war ich auch nur müde. Wir schliefen alle bis zum Sonnenaufgang.

Ich hatte meinen Plan gefasst: Dieter musste mit dem Reservekanister, drei Litern Wasser in der Thermosflasche für ihn selbst, und mit Gottvertrauen in die nördliche Richtung laufen. Es gab nur drei Möglichkeiten: Entweder wir würden alle hier sterben oder Dieter auf dem Weg, Hilfe zu holen - oder ein Wunder würde geschehen.

Dieter war von seiner Mission nicht begeistert, aber er machte sich auf den Weg nach Norden, Richtung Ungewissheit. Die Frauen und das Kind saßen im Schatten unter der Decke. Ich wanderte durch die nähere Umgebung, um eine eventuelle Fahrspur zu finden, das hätte mir eine Richtung angezeigt. Aber keine Reifenspur und auch kein Kamelpfad. Ich sammelte noch mehr Gestrüpp für die Nacht. Schon hatte ich einen großen Haufen beisammen. Mein Radius und der Holzhaufen wurden immer größer. Dann sah ich genau gegen Osten ein Fahrzeug! Ich machte einige Male meine Augen auf und zu, um mich zu vergewissern, dass es keine Wunschvorstellung, eine Fata Morgana oder sonstige Halluzination war. Ganz schnell nahm ich Holz von dem großen Haufen, sprenkelte ein bisschen Motoröl darüber und dann auch noch Wasser. Ja, ich musste verhindern, dass alles in einer großen Flamme aufgehen würde, ich brauchte Rauch! Tagsüber war Feuer nicht zu sehen, nachts schon. Ich entzündete den kleinen Haufen, es rauchte und stank wunderbar. Ich nahm die Decke, die als Sonnenschutz diente, und deckte mein Rauchfeuer ab und auf. Und wieder ab und auf. Und noch mehr Öl. Es kam ganz automatisch, dass ich einen Intervall von dreimal kurz – dreimal lang – dreimal kurz lüftete. Ich wusste, dass da ein LKW durch die Wüste fuhr und kein Seemann, der mein S.O.S kurz – lang – kurz verstehen würde. Wir tanzten vor Freude, als wir bemerkten, dass der LKW etwas größer wurde, dafür aber schmaler. Das hieß, er kam gerade auf uns zu. Es dauerte fast eineinhalb Stunden, bis das Ungetüm von MACK-LKW bei uns angelangt war. Dort, wo er herkam, war also die Straße. Dieter aber war genau in entgegengesetzter Richtung in der Wüste verschwunden.

Der Iraner bestaunte uns wie Außerirdische. Man stelle sich vor: Mitten im Nirgendwo in einer Halbwüste mit viel Geröll, wo selbst ein großer LKW nicht mehr als zwanzig bis dreißig Stundenkilometer fahren konnte, stehen eine alte, dunkle Frau, eine etwas jüngere, halbdunkle Frau, ein hellhäutiges Kleinkind, und ein weißer Mann, dessen weißer 230er Mercedes kein Benzin hat. 

Nach vielen persischen Worten, die mein Retter sprach und meinen deutsch-englischen Dankesworten verließ uns unser Rettungsengel wieder. Er gab uns noch Naan, Datteln, Orangen und füllte unser Wasser auf. Diesel, den er zur Genüge hatte, konnten wir für unseren Benziner nicht gebrauchen. Er versprach, wenn er unterwegs jemanden mit Benzin treffen würde, ihn zu uns zu schicken. Spätestens in der nächsten Ortschaft, 80 km weiter, würde er Bescheid geben.

Ich weiß nicht, ob er jemanden finden würde, der so blöd wäre, ein paar nichtgläubigen, total verrückten Ausländern, Wasser und Benzin in die Wüste zu bringen. Außerdem wusste man ja auch nicht genau, wo genau diese Ausländer in der Wüste waren. Nur der Fahrer wusste es. Vielleicht käme er auf seiner Rückreise oder irgendwann, wenn er durch Zufall wieder solch eine Route bekäme, hier vorbei. Vielleicht konnte er mit den Mercedes-Teilen oder unseren Uhren etwas anfangen. Die gebleichten Knochen konnte er bestimmt nicht verkaufen.

Wie kann man nur so denken?! Er hat mir angeboten, uns mitzunehmen. Er hatte eine lange Kette für das Auto und mich und im LKW wäre genug Platz für die Frauen gewesen. Ich dankte ihm, da ich dachte, dass ja Dieter wiederkommen würde, mit oder ohne Benzin, und wenn er uns hier nicht mehr vorfinden würde... Der Gedanke gefiel mir nicht. Außerdem, der Mercedes an einer Kette hinter diesem Monster, das über Stock und Stein fuhr, das hätte den Mercedes in einen Haufen Schrott verwandelt. Die Kette wäre vielleicht gerissen und die Frauen und mein Kind wären auf Nimmerwiedersehen in der Wüste oder auf einem arabischen Basar verschwunden.

Sollte Dieter bis zum nächsten Morgen nicht zurück sein, würden wir uns zu Fuß auf den Weg machen, und zwar dorthin, wo der LKW herkam und auch wieder hinfuhr. Ich beobachtete diese Stelle und sah nun schon den zweiten LKW in der Ferne. Also, dort war die Straße! Wenn der LKW eineinhalb Stunden brauchte, wären das nach meiner Schätzung maximal vierzig Kilometer, eher weniger. Die konnte man in zwei Tagen schaffen, auch mit Kind und Oma. Wasser und Essen hatten wir für mehr als zwei Tage. Jetzt nur noch auf Dieter warten, spätestens bis morgen!

Es dämmerte schon, in diesen Breitengraden wird es schnell dunkel. Von Tag auf Nacht geht es ruckzuck. Ich bereitete wieder einen großen Haufen Brennmaterial vor. Gleich, bevor es dunkel würde, wollte ich ihn anzuzünden, damit Dieter oder sonst jemand den Feuerschein sehen könnte - und uns auch. Es war aber nicht mehr nötig, das Feuer zu entzünden.

Aus der Ferne, von dort, wo heute Morgen Dieter in der Wüste verschwunden war, kam ein Gefährt. Ein Jeep - ein Landrover, darin ein Engländer und Dieter mit viereckigen Kanistern, die voller Benzin waren! Freude, Dank, Erleichterung und nochmals Dank - an alles, was auf der Erde und auch über der Erde sein soll!

Glück? Ich glaube schon lange nicht mehr an Glück, seit dem Untergang der Lakonia. Es gibt kein Glück, sondern nur Bestimmung. Freude ist Glück und Glück ist Freude, alles andere ist Bestimmung. Ich bin glücklich – oder ich freue mich, das ist doch egal. Doch Bestimmung ist, ob oder wie lange ich noch auf dieser Erde mein Unwesen treiben darf.

Unser Auto wurde betankt und mit Hilfe eines Überbrückungskabels gestartet. Dieter war clever und hatte daran gedacht, ein solches Kabel mitzubringen. Wir hatten unsere Batterie am Benz nicht abgeklemmt, somit war durch die Türbeleuchtung und das Radio bzw. den Kassettenrekorder kein Saft mehr in der Batterie.

Wir räumten unseren unfreiwillig entstandenen Campingplatz und fuhren hinter dem Landrover her. Es war schon dunkel, als wir ein Camp erreichten. Dort würde nach Wasser gebohrt, sagte man uns. Ich war sicher, es wurde nach Öl gesucht. Egal, es gab ein fantastisches Essen, eine Dusche und ein richtiges Feldbett. Für alle, ein Bett! Es war wie im Paradies.

Dieter hatte schon alles erzählt und so blieb mir dies erspart. Ich erkundigte mich nach Interessanterem. Wo wir waren, wusste ich nun. Die Engländer gaben mir eine Karte von diesem Teil Persiens. Einen Grenzübergang nach Pakistan gab es aber nur weiter nördlich. Hier ging kein Grenzverkehr. Quetta hieß der nächste pakistanische Ort, in dem wir nach dem Grenzübertritt sein würden. Unser Engländer fuhr vor uns, bis wir auf dem Schotterweg nach Bam waren. Wir befanden uns jetzt auf der Straße Banderabbas - Bassra, Zahedan. Wenn ich nicht so ignorant gewesen wäre und den richtigen Mann in der Schiffsagentur gefragt hätte, wäre mir viel erspart geblieben. Dann hätten wir gleich von Banderabbas den richtigen Weg genommen. Hätten hin, hätten her, ich war froh und glücklich, dass unsere Bestimmung so war, wie sie war. Wir lebten und ich war nicht zum Mörder meiner Familie und einem Freund geworden. Glück? Nein, Bestimmung.

Bis Bam kam nichts, nicht einmal ein Teeladen. In Bam übernachteten wir. Wir sahen die Ruinen der alten Oasenstadt. Die Perser erzählten uns einiges über den antiken Turmbau zu Bam, aber war das nicht Babel? Nun egal.

Inmitten von Bam gab es eine doppelspurige Straße mit Grünstreifen in der Mitte. Der Turmbau lag am Ende, wo es schon etwas bergauf ging. Ein großer Berg mit vielen Höhlen, die - so sagte man mir - bewohnt waren. Das soll vor langer Zeit ein Turm gewesen sein. Nur in vielen Sprachen redete man in Bam nicht. Die Leute sprachen Farsi und wir Englisch, was eigentlich niemand verstand. Schon sehr früh am nächsten Morgen verließen wir Bam.

Viele Jahre später, im Dezember 2003, zerstörte ein verheerendes Erdbeben die Stadt und ihre antiken Bauten zu mehr als neunzig Prozent. Beinahe die Hälfte der Bevölkerung kam auf der Stelle ums Leben. 

Wir mussten nach Norden, nach Zahedan. Dort wollten wir über die Grenze nach Pakistan kommen, um weiter nach Quetta zu gelangen. Dann war es nur noch ein Katzensprung Richtung Süden, an Sukkur und Belem vorbei, bis Karatschi. Wir Deutschen brauchten keine Visa, ebenso wie die Ceylonesen, was alles einfacher machte.

Zwischen der iranischen und der pakistanischen Zoll- und Passstelle gab es einen großen Streifen Niemandsland. Wenn jemand die Redewendung „Am Arsch der Welt“ verwendet, dann meint er bestimmt dieses von Gott verlassene Stück Erde.

Quetta war auch nicht besser, aber es gab zumindest ein Hotel, das den Namen „Farah“ trug. Im ganzen persischen Reich wurde dieser Name nicht verwendet – weder als Hotelname noch für etwas anderes. Es war der Name der Kaiserin. Doch wen störte das hier? Dafür gab es in Karatschi das Hotel „International“, in das wir uns einquartierten. Man sollte es nicht für möglich halten, doch hier wurden wir unser Auto los. Mein treuer 230er wurde als Decksladung auf einen pakistanischen "Rostkahn" geladen und nach Colombo gebracht, so wurde es versprochen. Hoffentlich ging der Kahn nicht unter, denn ich war sicher, dass alles ohne Versicherung von statten ging - dafür aber billig. Ein Wunder war geschehen.

Uns erging es nun so, wie es jedem Pakistani ergeht, wenn er eine Zugreise antritt. Der Zeitpunkt war gekommen, wo die Frauen etwas tun konnten. Eine große Blechkiste wurde gekauft, eine Art Monsterkoffer, in den unser Hab und Gut aus dem Mercedes hineinpasste. Ferner eine Schlafmatte und ein großes Schloss für den Koffer. Als Letztes wurde das Zugbillett besorgt, Karatschi - Islamabad, um dort Visa für Indien zu holen. Noch einmal wollte ich den Zirkus mit der Botschaft und den Visa nicht erleben. Wir dankten Gott, Allah, Buddha, wer auch immer für diesen Teil der Welt zuständig war, dass uns nichts passiert war und wir diese Zugfahrt heil in Islamabad beenden konnten. ...Zum Buch einfach hier Klicken: 

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